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Beitrag vom 05.09.2011
Sabrina Ascacibar - Wo bist du?
Leonie Schwarzer
Wie ein roter Faden spinnt sich das Thema Liebe durch das neue Album "Wo bist du?" von Sabrina Ascacibar und zieht uns immer weiter in musikalische Phantasiewelten. Tiefsinnige Texte,...
...exotische Klangfarben und melancholische Klänge nehmen uns auf eine abenteuerliche Reise mit.
Die HörerIn taucht mit jedem Stück tiefer in die eigene Gedankenwelt ein. Sabrina Ascacibar singt auf Deutsch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch - mal mit geheimnisvoll-verruchter Stimme, dann wieder lieblich-säuselnd im Sprechgesang. Die Künstlerin vermischt Musikstile wie Bossa Nova und Blues, französischen 60s Pop und Reggae. Sie erfindet immer neue Geschichten und spinnt dennoch ein unsichtbares Band durch alle Songs, denen ein gemeinsames Motiv zugrunde liegt: Das Finden und Verlieren der Liebe, die Suche nach einer besseren Welt. Egal in welcher Sprache Sabrina Ascacibar auch singt, immer fesselt sie durch eine zarte Intimität und Innigkeit.
Doch mindestens ebenso spannend wie die Geschichten der Stücke ist auch ihre eigene. Geboren ist die Sängerin und Schauspielerin 1967 in Senegal, aufgewachsen ist sie in Buenos Aires. In New York studierte die Preisträgerin des renommierten Lale Andersen-Preises Schauspiel und Tanz und in München Politik- und Theaterwissenschaften. Nach weiteren Stationen in New York, Miami, München, Berlin, Bahia (Brasilien), Bremen, Hannover und Dresden ist sie nun seit acht Jahren in Hamburg an der Elbe zuhause.
Die Künstlerin präsentiert sich uns nicht nur als Sängerin, sondern auch als sehr talentierte Poetin. Außer der Coverversion des Stückes "Valsinha" und einer von ihrem Sohn Lucas verfassten Geschichte sowie einem Gedicht des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa, hat Sabrina die Texte und Musik des Albums selbst geschrieben und komponiert.
In den lyrischen Songtexten finden wir jede Menge Lebensweisheiten, mal verpackt in Metaphern, dann wieder nackt und offensichtlich.
Mit dem Opener "Wo bist du" wird die ZuhörerIn sanft in eine meditative Naturidylle entrückt. Experimentelle Klänge, Vogelgezwitscher im Hintergrund und ein sanft-wiegender Rhythmus lassen die Zeit für einen Moment still stehen. Sabrina Ascacibar besingt die Suche nach der Liebe, verpackt in wilder Natursymbolik und lässt dadurch sehr viel Interpretationsraum für die ZuhörerIn.
Das darauf folgende "Schön." steigt dagegen mit minimalistischer Instrumentierung ein. Zunächst tragen nur eine gezupfte Gitarre und ein gemütlich-laufender Bass den Gesang, bis dann weitere Instrumente zu einer exotischen Mischung dazukommen. Sabrina Ascacibar erklärt mit umgarnend-betörender Stimme: "Wir sollten alle mal hier oben steh´n/ Und unsere Erde von der Ferne seh´n." Auf dem Mond und mit Abstand zu den irdischen Dingen analysiert sie die "Kapitalisation" und stellt fest, dass unsere Herzen die "stärksten Batterien" seien. Mit der wunderbar menschlichen Botschaft nicht "Ich" zu sagen, sondern "Wir" endet das Stück und lässt uns nachdenklich zurück.
Ein ungewöhnliches Klangerlebnis bietet auch das französischsprachige "Baby Baby/Radio Reprise.". Immer wieder scheint der Song durch Frequenzsprünge, welche wir noch von uralten Radios kennen, unterbrochen. Das wirkt ein bisschen nostalgisch in unserer heutigen Zeit der Internetradios und digitalen Tonträger.
Das sehr melancholische Stück "In der Wand." fragt "wofür lebt man, wofür liebt man/ Wenn man nichts behalten kann". Deutlich zeigt sich hier auch das schauspielerische Talent der Künstlerin. Scheinbar mühelos schlüpft Sabrina Ascacibar in die Rolle eines alten, einsamen Mannes, der die Vergänglichkeit der Liebe und des Lebens bedauert.
Das Album schließt mit "Auf der Wiese.", einer gesprochenen, märchenhaften Geschichte, vorgetragen und geschrieben von ihrem Sohn Lucas. Das Album begann mit der Frage "Wo bist Du?" und schließt mit den Zeilen: "Seine Äste ragten über das Veilchen. Jetzt konnte er/ sie vom Schnee schützen. Doch das/ Wichtigste war, er war bei ihr". Es fügt sich letztendlich zu einem Ganzen und die Suche nach der Liebe endet.
AVIVA-Tipp: "Wo bist du?" lädt uns mit seinen 14 Songs zu einer erkenntnisreichen Suche ein, an deren Ende wir uns irgendwo zwischen den Zeilen wieder finden. Ein Album zwischen Schwermut und Leichtigkeit, das viele Umwege geht und dann doch ankommt. Empfehlenswert für alle TagträumerInnen, LebenskünstlerInnen und MusikliebhaberInnen.
Sabrina Ascacibar
Wo bist du?
Label: Bear Family Record, VÖ: 02.09.2011
Sabrina Ascacibar im Netz: www.sabrinaascacibar.com